In den Bereichen ‘Tiergestützte Therapie’ sowie ‘Tiergestütztes Coaching’ wird sehr häufig mit Pferden gearbeitet. Dass vor allem Pferde als Therapietiere und Coachingtiere eingesetzt werden, hat mehrere Gründe.
Gerne informieren wir Sie hier näher, warum das Pferd als Co‑Trainer für Menschen hilfreich ist und wie die Arbeit mit dem Pferd als Coach ausgestaltet wird.
Warum werden Pferde als Co‑Trainer eingesetzt?
Pferde sind von Natur aus wachsame, neugierige und überaus soziale Herdentiere und Fluchttiere. Aufgrund dieser wesentlichen Eigenschaften hat sich diese Tierart optimal in seiner Entwicklung auf das Leben in einer Herde angepasst und ein komplexes Sozialverhalten entwickelt. Herausragend ist insbesondere die nonverbale Kommunikation, die das Pferd als Co‑Trainer im Coaching so perfekt macht.
Nonverbale Kommunikation bei Pferden
Um gemeinsam als Herde zu leben, kommunizieren Pferde hauptsächlich durch ihre Körpersprache. Pferde sind wahre Experten darin, einerseits durch körperliche Reaktionen Informationen an ihre Herdenmitglieder zu vermitteln und andererseits mit feinem Gespür die Körpersprache ihrer Artgenossen zu analysieren.
Diese tierische Fähigkeit ist für Fluchttiere, welche gemeinsam im Herdenverbund leben, überlebenswichtig. Nimmt eines der Herdentiere eine Gefahr wahr oder erschreckt sich, kann das einzelne Pferd warnen und seine Gruppe zur Flucht bewegen. Ebenso können die Tiere positive Emotionen wie Entspannung körpersprachlich kommunizieren und wahrnehmen.
Mit diesem feinen Gespür sowie dem komplexen Kommunikationsverhalten verfügen Pferde über ein besonders ausgeprägtes Sozialverhalten. In der Pferdegruppe gibt es soziale Hierarchien sowie verschiedene Rollen innerhalb der Rangordnung.
Führen, führen lassen & zusammenhalten
Das sozial stärkste Pferd ist das Leitpferd, dem sich die übrigen Herdenmitglieder unterordnen und anschließen. Aber innerhalb der “rangniedrigeren” Gruppe gibt es neben Führen und Folgen auch viele weitere Verhaltensweisen. Jedes Pferd verfügt über eine individuelle Bereitschaft, einem anderen Pferd mehr oder weniger zu folgen, näheren Kontakt zu suchen, auf Abstand zu gehen oder sich zu verweigern.
So gibt es in der Herde komplexe Beziehungen, geprägt von Gefühlen und Emotionen wie Zuneigung, Abneigung, Widerstand, Akzeptanz, Misstrauen, Vertrauen. Doch so individuell jedes Pferd sich in seiner Gruppe verhält, gibt es im sozialen Gefüge der Herde immer ein gemeinsames Ziel: Zusammenhalten, wenn es wichtig ist.
Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd beim Coaching
Pferde akzeptieren auch den Menschen als Herdenmitglied. Ebenso, wie bei den Pferden untereinander, nimmt der Mensch eine bestimmte Position in der Gruppenstruktur ein. Strahlt der Mensch Selbstbewusstsein, emotionale Stärke und Mut aus, nehmen die Pferde dies mit ihrer Sensibilität wahr, schenken dem Mensch ihr Vertrauen. Aber Pferde spüren auch andere Gefühle wie innere Unsicherheit, Selbstzweifel, Ängste, zögerliches Verhalten.
Jede einzelne Wahrnehmung beeinflusst das Verhalten der Pferde. So lässt sich diese hochsensible Wahrnehmung der Coachingpferde für Menschen nutzbar machen, um Ressourcen effizienter ausschöpfen und erweitern zu können.
Wie funktioniert das Coaching mit Pferd als Co‑Trainer?
Die meisten Menschen lieben Tiere. Zahlreiche Studien belegen, dass der Kontakt mit Tieren positive Wirkung auf Menschen hat. Das Schnurren der Katze wirkt sich ebenso positiv aus, wie auch das gemeinsame Spielen, Toben und Gassi gehen mit dem Hund. Ähnlich verhält es sich in der Pferdegestützten Interaktion.
Das Coaching mit Pferden macht Spaß und bewirkt positiv Effekte. Besonders für Pferdeliebhaber bewahrheitet sich diese Redewendung ohnehin:
„Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!“
Körpersprache der Pferde als Kommunikationsmittel
Der Coachingteilnehmer macht im Pferdegestützten Coaching zusammen mit dem Pferd einfache Bodenübungen. Dabei begleitet das Pferd als Co‑Trainer den Coachingteilnehmer und spiegelt körpersprachlich wider, welche Emotionen den Coachee beim Absolvieren der Übungen leiten.
Ist der Coachingteilnehmer selbstbewusst, strahlt Stärke aus und vermittelt Sicherheit, wird ihm das Pferd folgen. Der tierische Co‑Trainer nimmt die Führung des Coachees bereitwillig an. Aber nicht immer lassen sich Pferde im Coaching führen. Nämlich dann, wenn der Coachee Unsicherheit, Zweifel, Angst oder andere negative Gefühle ausstrahlt.
Gelingt es dem Coachee nicht, seinen tierischen Trainingspartner zu motivieren, dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen und das Tier zum gemeinsamen Absolvieren der Bodenübungen zu bewegen, kann der Pferdecoach in seiner Rolle als aufmerksamer Beobachter anhand des Verhaltens des Pferdes erkennen, warum Pferd und Coach nicht als Team zusammen funktionieren.
Für Herdentiere ist die Körpersprache ein enorm wichtiges Kommunikationsmittel. Die körpersprachliche, nonverbale Kommunikation dient der Verständigung der Pferde untereinander. Außerdem ist sie das elementare “Arbeitsmittel” des Certified Horse Assisted Coach, der das Pferdegestützte Coaching leitet.
Denn so, wie das einzelne Pferd auf die feinsten körpersprachlichen Signale seiner tierischen Herdenmitglieder reagiert, analysiert das Tier im Pferdecoaching den Coachee und spiegelt seine Stimmung wider.
Jede pferdetypische Verhaltensweise hat eine elementare Funktion, um das eigene, aber auch das Überleben der Herde zu gewährleisten. Je nachdem, wie das Pferd seine Ohren, seinen Schweif oder seine Nüstern bewegt, gibt dies Aufschluss darüber, wie sich das hochsensible Tier fühlt.
Unbewusste Prozesse, Verhaltensmuster, festgefahrene Denkmuster, innere Blockaden, Ängste, Zweifel – all das wird im Pferdegestützten Coaching sichtbar.
Pferde-Coaching als Schlüsselerlebnis
Basierend auf den Erkenntnissen von Körpersprache und Reaktionen, wie das Pferd als Co‑Trainer im Kontakt auf Menschen reagiert, kann der Coach während dem Training Impulse setzen. Er leitet den Coachingteilnehmer dazu an, im Umgang mit dem Pferd neue Herangehensweisen anzuwenden, Aufgaben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und mutig zu sein.
Während dem Absolvieren weiterer Bodenübungen erhält der Coachee jedoch nicht nur Feedback vom Coach, sondern erlebt auch selbst, ob das Pferd als Co‑Trainer das Handeln des Coachees mitträgt, sich von ihm führen lässt oder ob das Tier sich von der inneren Unruhe, den Zweifeln oder Ängsten “anstecken” lässt.
Dieses unmittelbare Feedback des Pferdes ist ehrlich, niemals verletzend, aber konstruktiv-motivierend. Hat eben noch das Pferd als Co‑Trainer die Zusammenarbeit im Team verweigert und sich durch eine andere Verhaltensweise zum gemeinsamen Lösen der Aufgabe bewegen lassen, erlebt der Coachee diesen eindrucksvollen Erfolg als nachhaltiges Schlüsselerlebnis, das Veränderungen möglich macht.
Ist jedes Pferd als Co‑Trainer geeignet?
Zwar beherrschen alle Pferde die arttypische Kommunikation und finden sich im Sozialverband der Herde zurecht. Dennoch ist es unerlässlich, nur dann ein Pferd als Co‑Trainer einzusetzen, wenn es den Kontakt mit dem Menschen gewöhnt ist und dabei keinerlei Stress empfindet.
Das Pferdegestützte Coaching bei VALENTIA Gestärkt mit Pferd findet stets mit konsequentem Hinblick auf das Wohl der Pferde statt. Die beiden Pferde Änni und Semiro zeichnen sich durch ihr, dem Menschen zugewandtes Wesen aus.
Beide Coaching-Pferde leben im sozialen Verband mit Artgenossen. Zu ihrer Herde gehören aber auch Mischlingshund Bommel, Coach Manuela Luther und Coach Sarah. Darüber hinaus begegnen Stute Änni und Wallach Semiro auf dem Gestüt Kahnsdorf am See vielen anderen Menschen. Sie sind den täglichen Nahkontakt zu Menschen gewöhnt und reagieren mit positiver Neugier.
Das Coaching mit dem Pferd als Co‑Trainer
Insbesondere die natürliche Neugier der Pferde sowie ihre komplexen sozialen Kompetenzen und das feine Gespür machen es möglich, dass Pferde als Co‑Trainer im Coaching eingesetzt werden können.
Das Pferd macht während dem Pferdecoaching nichts anderes, als das, was es ohnehin im Herdenverband tut: Seine Herdenmitglieder beobachten, aufmerksam sein und intuitiv durch seine Körpersprache auf die aktuelle Situation reagieren.